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Sam und Leandro 10
 

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Leise summend, ritt Coyote auf den Stall zu. Er hatte in der Stadt Einkaufe gemacht und die Post im Gasthaus abgeholt. Wie es aussah, war ein wichtiger Brief dabei, er war mit Siegelwachs verschlossen. Vielleicht lockte wieder ein Auftrag, doch das Lesen der Post war nicht seine Sache, sondern die von Karl. Zuerst aber brachte er das Pferd in den Stall und lud die Einkäufe ab, versorgte seinen Appaloosa und ließ ihn in den Paddock zurück. Dann erst kam er zum Haus und lächelte innerlich - Karl saß auf der Veranda und putzte seine Waffen. "Ich glaube, ein Auftrag ist da." Der Indianer warf dem Blonden den Brief zu und ging dann rein, um die Einkäufe in der Vorratskammer zu verstauen.

"Ein Auftrag ? Na, mal sehen." Mit den Worten legte Karl die Waffe und das Putztuch auf den Verandatisch und nahm mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln den versiegelten Brief in die Hand, betrachtete sich das Siegel und nickte schließlich kurz. Er kannte das Wappen sehr gut – schließlich hatte Don Sotero ihn schon öfters beauftragt, entflohene Sklaven wieder einzufangen. Ein hartes Schmunzeln entkam den ebenso harten Zügen des jungen Deutschen – er war zwar erst Mitte Zwanzig, doch besaß genug Erfahrung für mehrere Leben, was diese Arbeit betraf. Schließlich war er ein Bastard – der Sohn eines reichen, deutschen Gutsbesitzers, der frisch nach Kalifornien eingewandert war und nichts Besseres wußte, als die neue, spanische Zofe seiner häßlichen Frau zu bespringen und ihn zu zeugen. Die tiefe Narbe in seinem Gesicht und die ebenso tiefen Narben auf seinem Rücken zeigten nur zu gut, daß er das Leben als Bastard und Sklave kannte – doch seit zehn Jahren war dieses Leben zu Ende, als sein mißratener Vater entdeckte, daß er als freier Mann und Sklavenjäger mehr Nutzen und Ansehen bei den anderen Gutsbesitzern brachte. Nun, ihm war es egal ... er verdiente gut, hatte Beziehungen, Schutz vor dem Gesetz und war frei, und nur daß zählte. "Du hattest Recht, Coy – es ist ein Brief von Don Sotero, er hat gewiß wieder einen einträglichen Auftrag für uns. Der alte Griesgram zahlt immer gut ..."

Coyote kam wieder heraus und reichte Karl eine geräucherte Wurst. Er selber hatte auch eine in der Hand und setzte sich auf das Geländer der Veranda. "Ich vermute, du nimmst an ?" fragte er nur knapp und biss von der Wurst ab. Er mochte dieses sesshafte Leben nicht und war immer froh, wenn sie unterwegs sein konnten. Aber er stellte keine Forderungen, es stand ihm nicht zu.

"Natürlich nehme ich an – du weißt, daß ich es genieße, wieder jagen zu gehen. Und ich weiß auch, daß du wieder weg willst ... ich kenne dich mittlerweile gut genug, Coy. Schließlich sind wir schon seit sechs Jahren zusammen, nicht wahr ?" Mit einem harten Lächeln verengte Karl für einen Moment die Augen und betrachtete den nur ein wenig jüngeren Indianer, der auf dem Geländer saß. Er genoß ihre Zweckgemeinschaft sehr – sie arbeiteten mehr als nur gut zusammen und auch wenn er es niemals zugeben würde, er fühlte sehr viel für ihn.

So ähnlich ging es auch Coyote. Er blieb bei Karl, weil der ihn damals vor sechs Jahren befreit hatte. Er war gefangen worden und sollte als Sklave verkauft werden, und genau diese Sklavenfänger waren Karls Auftrag gewesen und dabei hatte er ihn befreit. Er stand somit in dessen Schuld und seither blieben sie zusammen. "Ja, lange genug ... und ich freue mich auf die Jagd, ich hoffe, es wird etwas, das sich lohnt, etwas Schwieriges, das Können verlangt."

"Das hoffe ich auch – die letzten Aufträge waren einfach viel zu leicht, die Jagd dauerte nie mehr als einen oder zwei Monate. Aber Don Sotero hat uns eigentlich nie enttäuscht, da er die leichte Beute immer selbst einfängt und uns nur für die schwere Beute holt." Mit einem tiefen, doch kalten und leicht beängstigenden Lächeln stand der Blonde auf und nahm die Waffe, die er gerade gereinigt hatte, räumte sie wieder auf und machte sich schon Gedanken, welche seiner Waffen er zu der bevorstehenden Jagd mitnehmen würde. Er wußte, daß der junge Indianer sich um den Rest kümmern würde und machte sich darüber keine Gedanken – ihm waren seine Waffen und ihre Möglichkeiten lieber.

Coyote hatte im Geiste schon alles gepackt, was sie brauchen würden und rutschte langsam vom Geländer herab. "Ich suche unsere Sachen zusammen, dann können wir Morgen abreisen." Und schon verschwand er zurück in das Haus und sammelte zügig und zielstrebig alles zusammen, was sie brauchten.

Nach einer Weile nickte Karl und legte die Satteltasche mit den Waffen auf die Seite, blickte zu seinem Gefährten und seine Züge wurden ein klein wenig weicher, als er ihn beobachtete. Auch wenn sie nun schon einige Jahre zusammen waren, so trug Coyote noch immer die engen Lederhosen und den Lendenschurz seines Volkes ... nur im Winter gestand er sich eine Lederjacke und manchmal einen Fellmantel zu und zeigte ansonsten immer seinen kräftigen, bronzenen Oberkörper. "Komm her, Coy ... wir sollten die letzte Nacht in der Hütte genießen, du weißt, daß uns auf der Jagd nicht viel Zeit dazu bleibt."

Der Angesprochene legte die Sachen, die er gerade einpacken wollte, beiseite und blickte zu Karl. Sie Beide waren nicht einfach Freunde, auch nicht Herr und Sklave, da war mehr. Coyote kam langsam zu ihm und ein seltenes Lächeln huschte über seine Lippen. "In der Hütte ? Du wirst weich, Karl."

"Weich ? Nun – ich genieße es einfach, daß wir hier mehr Möglichkeiten haben." Mit einem leisen Knurren fing der Blonde den etwas Jüngeren und zog ihn eng an seinen Körper, genoß die harten Muskeln unter seinen Händen und küßte ihn hart und verlangend. Sie waren Beide nicht sehr zärtlich ... und Karl wollte es auch nicht anders, da es nicht zu seinem Wesen paßte.

Ebenso wie zu Coyotes Wesen, er war wild und blieb wild, auch wenn er als Sklave galt. Doch das auch nur, weil es so besser war, es würde nur Ärger geben, wenn es anders war, denn dann wäre er Freiwild. Da galt er lieber als Sklave, auch wenn es ihm nicht unbedingt passte, und durfte von Karls Seite aus fast alles tun und lassen, was er wollte. "Da hast du auch wieder Recht." knurrte er an die Lippen des Blonden und biss kurz hinein.

Mehr Zustimmung brauchte Karl nicht und stieß den Anderen in ihr Bett, trat die Türe mit dem Fuß zu und begann, sich auszuziehen, während er auf das Bett zuging. Dabei nahm er auch eines der langen Lederbänder von der Seite und sein kaltes Lächeln vertiefte sich noch, als er das Blut von seiner Lippe leckte. Er wußte, daß sie nun einige Stunden damit verbringen würden, ihre Lust zu befriedigen – und er wußte auch, daß sie dabei nicht gestört werden würden, da Niemand so lebensmüde war und es versuchte.

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Früh am Morgen knurrte Coyote leise, als er die Augen aufschlug. Nach so einer Nacht war er immer ziemlich erschöpft. An einem seiner Handgelenke hing noch immer das Lederband, an dem anderen konnte man die Striemen sehen, die im Eifer des Gefechtes entstanden und sicher auch an dem anderen Handgelenk zu finden waren, wenn man das Lederband abmachte. In seiner Lust hatte er zu sehr daran gezogen, aber es störte ihn nicht, daß es passiert war. Er lächelte kurz, er fühlte die Finger Karls, die mit seinen Haaren spielten und blickte in dessen Gesicht, das nach dieser Nacht sehr entspannt wirkte. "Kannst du mir sagen, wie ich Heute reiten soll ?" Ihm brummte der Hintern, aber er scherzte nur.

"Das hältst du schon aus, Coy – es war schon schlimmer, ich glaube, ich werde langsam alt." Für einen Moment huschte ein warmes, entspanntes Lächeln über die Züge des Blonden, denn er genoß diese kurzen Momente nach dem Aufwachen. Doch nach einigen Momenten zog er ihn hoch zu sich und küßte ihn hart, knurrte weich an die Lippen des Schwarzhaarigen und schlug ihm mit der Linken auf die nackte Hinterbacke. "Komm, aufstehen – wir müssen los."

"Bin schon dabei." erklärte Coy und stand ebenso auf. Er löste aber als erstes das Lederband von seinem Handgelenk und leckte über den Striemen, denn dort hatte das Band etwas mehr eingeschnitten. "Willst du es mitnehmen ?" fragte er und legte es erstmal beiseite, bevor er rausging, um sich an der Wasserpumpe waschen zu gehen. Er pumpte das Wasser in den Trog, der drunter stand und wusch sich dann gründlich ab. Zuletzt tunkte er seinen Kopf ganz unter Wasser, wusch sich dabei kurz durch die Haare und warf die nasse Pracht nach hinten, als er sich wieder aufrichtete. Als Nächstes drückte er das Wasser aus den Haaren raus und schüttelte es wieder ein wenig aus.

Währenddessen lehnte Karl am Türrahmen und beobachtete ihn ... es gefiel ihm sehr, daß Coy sich sauberhielt, denn er selbst wusch sich jeden Tag, damit er nicht schon meilenweit gegen den Wind zu riechen war, so wie die Meisten der Arbeiter oder Cowboys. Es erleichterte ihm die Jagd sehr – und er fühlte sich auch besser, wenn er nicht stank und am ganzen Körper klebte. Nachdem Coy fertig war, kam auch er zum Trog und zog den hölzernen Abflußstöpsel raus, pumpte neues Wasser rein und wusch sich nun ebenso, während der Blackfoot zurück in die Hütte ging und sich wieder anzog. Auch Karl brauchte nicht lange, denn er wollte früh losreiten – er wollte Heute noch einen Gutteil der Strecke zurücklegen, so daß sie Morgen schon an der Hacienda des Dons ankamen.

Der Indianer war schnell angezogen und fing gleich an, den Rest zu packen, weil er es am Abend zuvor nicht mehr geschafft hatte. Er war aber schon so routiniert, daß es sehr schnell ging, vor allem, weil immer alles an seinem Platz stand und lag, man musste nicht groß suchen. Und so war er fast fertig, als Karl ins Haus kam, um sich anzuziehen. Er ging derweil hinaus und lief mit den Satteltaschen über den Hof zu den Pferden. Dort angekommen, holte er Karls Pinto-Hengst von der Koppel und sattelte ihn routiniert, danach nahm er seinen Appaloosa und legte ihm den Sattel auf. Er ritt zwar lieber ohne, aber ohne Sattel konnte er keine Satteltaschen mitnehmen. Karl würde dann nur noch seine Waffen brauchen und sie konnten aufbrechen.

In der Zwischenzeit hatte der Blonde sich angezogen und setzte noch den Hut auf, schnallte den Revolvergurt mit den beiden Halftern um und nahm die Tasche mit den restlichen Waffen auf. Die Fensterläden waren schnell verschlossen und ebenso die Türe, auch wenn Karl wußte, daß sich Niemand traute, bei ihm einzubrechen. "Perfekt – wir brechen gleich auf. Und ich denke, dein Hintern wird das schon aushalten." Während er sprach, stieg Karl auf und nickte, als auch Coyote geschmeidig auf sein Pferd stieg. Dann ritt er los, denn er wollte endlich weiter – die Jagd lockte ihn und er war neugierig, was er dem Don jagen sollte.

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Nach zwei Tagen Ritt kam die Hacienda in Sichtweite. Coyote hielt sich von jetzt an ein Stück hinter Karl, denn er war sein Sklave und hatte nicht neben ihm zu reiten. Jedenfalls war es bei solchen Orten so und er machte sich innerlich auch schon auf die Herabgelassenheit gefasst, die ihm hier entgegengebracht werden würde.

Mit einem kurzen Nicken bog der blonde Kopfgeldjäger in den breiten Weg ein, der sie durch die Allee zum Herrenhaus bringen würde. Wie immer wurden die Züge Karls härter, als er die lange, perfekt gepflegte Allee entlangritt ... der Don ließ seine Besucher schon auf dem Weg zu seinem Herrenhaus spüren, wie reich und mächtig er war, eine Taktik, die meistens wirkte. Nach einer geraumen Weile kam schließlich das Herrenhaus in Sicht und überragte in seiner Größe die meisten anderen Herrenhäuser der anderen Haciendas – es waren auch schon zwei Sklaven zur Stelle, um auf die Pferde aufzupassen und Karl stieg mit einem kalten Blick auf diese Sklaven ab, trat auf den Hausdiener zu und reichte ihm wortlos das Schreiben des Dons.

Der nahm es an und las kurz den Text. Coyote blieb derweil bei den Pferden, er wusste, dass der Don fast schon allergisch auf ihn reagierte. Der Hausdiener ging vor, als er den Text gelesen hatte, und führte Karl zu dem Don. Vor dessen Büro stoppten sie und der Hausdiener klopfte an. "Herr ? Der Kopfgeldjäger ist da."

"Rein mit ihm ! Ich habe ihn schon erwartet." Als Karl die ihm so bekannte, harsche Stimme hörte, trat er einfach ein, ohne sich weiter um den Diener zu kümmern, der die Türe hinter ihm schloß. Drei Schritte brachten ihn bis vor den Schreibtisch des Dons und sie begrüßten sich mit einem kurzen Nicken, ehe Karl sich in den bequemen Sessel vor dem Schreibtisch setzte und erwartungsvoll die Augen verengte. Und wie immer, kam der Don auch sofort zur Sache, als er sich hinterlehnte und die Hände auf dem Schreibtisch verschränkte. "Ich habe dich gerufen, weil du der Beste bist – aber das weißt du schon längst, nicht wahr ? Diesmal ist der Auftrag nicht nur schwierig ... sondern auch mit äußerster Diskretion zu behandeln. Es geht um meinen Sohn – oder um genauer zu sein, um das mißratene Stück Fleisch, das ich einmal das Mißvergnügen hatte, mein Fleisch und Blut zu nennen. Ich machte den Fehler, ihn in Spanien erziehen zu lassen ... und sie haben ihn völlig verdorben. Nicht nur, daß er sich mit einem der irischen Sklavenarbeiter vergnügte – er überredete den Sklaven auch noch, den Schmuck meiner Frau zu stehlen, ihn vom Pranger zu befreien und zu fliehen ! Ich will sie Beide wieder zurück haben ... und zwar lebend, damit ich meinen Sohn persönlich töten und Sam wieder versklaven kann. Dies ist ein Bild meines Sohnes – es ist erst kurz vor seiner Flucht gefertigt worden, also weißt du, wie er aussieht. Der Ire ist groß, kräftig und so jung wie Leandro, hat blondes Haar und grüne Augen. Sein hervorstechendstes Merkmal ist aber seine Dummheit – er ist so langsam und dumm im Kopf wie ein Maulesel, ich habe ihn nur deshalb behalten, da er ein folgsamer Arbeiter war. Ich bin sicher, daß er das auch wieder wird, wenn er aus dem Einfluß meines vormaligen Sohnes gerissen wird ... dafür werde ich persönlich sorgen." Während er sprach, nahm der Don noch einige Papiere auf, die er Karl gab – ein kurzer Blick darauf zeigte dem Blonden, daß es die Besitzurkunde des irischen Sklaven war, Notizen aller wichtiger Daten und auch eine Urkunde, die bezeugte, daß Leandro enterbt war. "Nun – die Flucht liegt schon einige Monate zurück und die Spur ist inzwischen kalt ... die Suche wird schwerer als die anderen, das wissen sie, oder ?" Der Don nickte nur und knurrte leise; doch dann holte er eine kleine Truhe aus einer Schreibtischschublade, nahm daraus ein dickes Bündel Geldscheine und warf es schon fast vor den Blonden auf den Tisch. "Hier – dies dürfte die Ausgaben decken, Karl. Du bist der Beste ... wenn einer die Zwei finden kann, dann du, ich verlasse mich auf dich." Man sah dem älteren Spanier nur zu deutlich an, wie sehr es ihn anwiderte, den Kopfgeldjäger für diese doch sehr persönliche Sache anzuwerben – doch auch, daß er keine andere Wahl hatte. Und das wußte Karl auch, als er das Geldbündel aufnahm, kurz durchsah und schließlich mit einem Nicken in die Innentasche seines Reitmantels steckte. "Ich werde tun, was ich kann, Don – das wissen sie. Ich melde mich wieder ..." Mit den Worten stand er auf, nickte noch zum Abschied und ging zur Türe, riß sie auf und trat aus dem Zimmer, damit der Diener ihn wieder nach draußen bringen konnte.

Das tat der auch, er führte ihn bis nach draußen, wo Coyote noch immer auf Karl wartete. Er fragte noch nicht, sondern wartete, bis Karl aufgesessen war, erst dann stieg er selber auf sein Pferd und folgte ihm die Allee entlang. Erst, als sie weit genug weg waren, ritt er wieder neben ihm her. "Und ?" fragte er nur, denn mehr brauchte er nicht zu sagen. Zum Einen war Karl mit einigen Papieren rausgekommen, zum Anderen hatte Coy gesehen, daß ein dickes Bündel Geld in der Innentasche des Reitmantels steckte.

Karl schmunzelte leise ... etwas, das man bei ihm nur selten hörte, ehe er zu dem Indianer blickte und ihm antwortete. "Das wird die beste Jagd, die wir je hatten – fast tut es mir leid, unsere Beute fangen zu müssen. So wie es aussieht, hat der Sohn des Dons nicht das getan, was von ihm erwartet wurde ... er hat sich nämlich mit einem der irischen Sklaven vergnügt. Der Don bemerkte das natürlich und enterbte ihn, peitschte ihn aus und erwartete doch allen Ernstes, daß sein Sohn sich das gefallen läßt. Es kam natürlich anders – der Sklave hat ihn befreit, angeblich den Schmuck der Mutter gestohlen und dann sind sie abgehauen. Das war vor einigen Monaten, also ist die Spur ziemlich kalt ... aber ich denke, wir werden etwas finden. Der Don war mehr als nur großzügig - diesmal hat er das Vierfache von dem springen lassen, das er sonst zahlt. Und noch ein Bonus für Spesen ..."

Coyote hörte sich das in Ruhe an, dann lachte er laut auf und bekam sich nur schwer wieder unter Kontrolle. "Das muss wirklich demütigend für den Alten sein." Er fand es irre komisch und hatte wirklich kein Mitleid mit dem Don. Dann aber nahm er die Papiere und das Bild an sich, die Karl ihm reichte. Zuerst sah er sich das Bild an und grinste. "Stolz und feurig, man sieht, daß er einen eigenen Kopf hat." Dann steckte er es in die Satteltasche und las sich die Papiere durch. Karl hatte ihm lesen beigebracht, es war nötig und er konnte es fast so gut wie Karl. "Enterbt ... ich glaube, das ist ihm ziemlich egal, sonst wäre er nicht durchgebrannt." Bei den Worten faltete Coy die Papiere und verstaute auch sie gut. "Und der Sklave ? Ist da etwas Besonderes an ihm ?"

"Das werden wir herausfinden – wir schlagen unser Lager am Fluß auf, die Stelle, an der sie erwischt worden sind. Vielleicht finden wir etwas ... und falls nicht, fragen wir die anderen Sklaven. Der Don meinte nur, er wäre kräftig und dumm – also kennt er ihn nicht gut genug, um mehr als das Oberflächliche zu wissen. Jedenfalls scheint zwischen den Beiden mehr gewesen zu sein, sonst hätten sie es nicht geschafft, abzuhauen." Noch während er sprach, lenkte Karl seinen Mustang auf den kleineren Seitenweg, der in die Wälder und weiter zum Fluß führte, an dem er das erste Lager aufschlagen wollte.

Coyote folgte hinter ihm, der Weg war zu schmal, um nebeneinander zu reiten. "Kräftig und dumm ? Das hat nichts zu sagen. Dumme sind meist klüger als schlaue Menschen, weil sie eher auf ihr Herz hören." Beim Fluss angekommen, überblickte Coy alles. "Badeplatz für die Arbeiter." stellte er fest. Das Ufer war ausgetreten, genau wie der kleine Weg.

"Ganz genau – und es führt nicht nur dieser Weg hierher, sondern der Badeplatz ist von dem oberen Weg wunderbar einzusehen. Ich vermute, daß die Beiden es schon eine ganze Weile trieben und das nicht nur eine Laune war; laut den Notizen des Dons hat sie ein Arbeiter verraten, klingt ganz nach Eifersucht. Nun – dieser Information können wir heute Abend nachgehen, wenn die Arbeiter kommen und sich den Schweiß der Arbeit abwaschen." Noch während Karl sprach, stieg er ab und musterte das Ufer – dann nickte er und machte sich daran, den Sattel abzunehmen, da er wußte, daß Coy sich um ihr Lager kümmern würde.

Wie erwartet, tat Coyote es auch. Er hatte ebenso abgesattelt und sorgte gleich darauf für eine Feuerstelle. Nebenher dachte er an die Jagd, es würde wirklich spannend werden, gerade weil die Spur kalt war. Noch hatten sie einiges an Zeit, die Arbeiter würden erst am Abend kommen. "Ich werde mich etwas umsehen." Das Lager war fertig und er ging los, um die Gegend nach Spuren zu durchstreifen.

Karl antwortete ihm nicht, da er ihn gut genug kannte, um zu wissen, daß er ihm nichts sagen mußte. Coyote würde vorsichtig sein und Keiner würde ihn bemerken – denn der junge Indianer war ein Meister darin, unerkannt zu beobachten und keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen oder Spuren zu hinterlassen. Und vielleicht konnten sie so schon erste Informationen sammeln, die ihnen die Suche vereinfachen würde. Doch der Blonde blieb nicht untätig – er sah auf den ersten Blick, wo man hier gut und einigermaßen unerkannt Sex haben konnte und ging ans Ufer, ließ seinen Blick schweifen und lächelte hart, als er halb verborgen unter Schlick und Blättern etwas hervorlugen sah. Er kniete sich hin und grub ein wenig – dann hob er eine kleine Phiole hoch, die er mit etwas Wasser sauberwusch und nickte kurz, als das Wasser vom Rand abperlte. "Öl ... wie ich es mir dachte, das ging über längere Zeit." Die leisen Worte waren kaum verständlich und Karl stand wieder auf, ging zu ihrem Lager zurück und holte auch etwas Holz für ihr Feuer.

Derweil suchte Coyote die Gegend ab. Oben auf einem Hügel war ein gutes Versteck und dort waren Spuren von einem Pferd, das regelmäßig angebunden worden war. Es hatte gescharrt und dadurch war eine Kuhle entstanden, die nicht hergehörte, jedoch war sie auch schon etwas vom Regen ausgewaschen worden. Dann ging er weiter und streifte ungesehen durch die Plantagen. Es fiel bei den Sklaven aber kein Wort über das, was passiert war, vermutlich war es ihnen verboten worden. Erst nach einer Weile kehrte Coyote zum Lager zurück und seufzte leise. "Oben auf dem Hügel sind alte Spuren. Ich vermute, der junge Herr hat dort regelmäßig sein Pferd angebunden ... bei den Arbeitern ist nichts zu hören, aber ich denke, abends, wenn sie zum Baden kommen, werden sie gesprächiger."

Wie immer, hatte Karl ihn nicht kommen hören – doch er war es gewohnt und es zeigte ihm, daß Coyote noch immer so gut war, wie er es sein sollte. "Das denke ich auch – und ich habe eine alte, vom Schlick halb vergrabene Ölphiole gefunden. Teures Öl, feinste Keramik ... sie war teuer, Leandro muß sie mitgenommen haben. Das lief definitiv länger und ging tiefer, als nur ein simples Abenteuer, um Lust zu dämpfen – und ich denke, die Arbeiter werden mir Rede und Antwort stehen, wenn sie ein Messer an der Kehle haben. Zumindest einer ..."

"Wir sollten auch die Köchin befragen, sie ist Samuels Mutter." Es stand in den Notizen das Dons, von ihr würde man sicher ein wenig über das Wesen des Iren erfahren. "Und ich frage mich, wer wen verführte. Ich vermute, es war Leandro, dieser Samuel scheint sehr gehorsam gewesen zu sein." Coyote nahm einen Streifen Fleisch, spießte ein Ende auf einen Stock und wickelte den Rest um den Stock herum. Dann hielt er es übers Feuer und grillte es in Ruhe.

Mit einem nachdenklichen "Ich denke, du hast Recht." nahm sich auch Karl einen Fleischstreifen, um ihn aufzuspießen – dann setzte er sich neben seinen Gefährten und blickte ins Feuer, als er weiter nachdachte. "Die Mutter wird uns wertvolle Informationen geben können ... und vielleicht auch die anderen Sklaven, wir sollten sie beobachten, wenn ich sie ausquetsche. Vielleicht ist Jemand dabei, der etwas weiß." Eine Taktik, die ihnen bisher immer gute Informationen lieferte, da sie auf diese Weise auch an Informationen kamen, die sie sonst nicht bekommen hätten.

Das wusste auch Coyote und sie Beide kannten genug Möglichkeiten, Jemanden zum Reden zu bringen. "Nach dem Essen sollten wir mit der Mutter des Iren reden, es ist noch früh, die Arbeiter werden erst am Abend kommen." Er nahm den Fleischspieß vom Feuer, wartete einen Moment und riss das Fleisch genüsslich von dem Stock herab.

Karl ließ sein Fleisch noch ein wenig über dem Feuer garen, doch nach einer Weile nahm auch er es weg und biß ebenfalls ein Stück ab. "Du hast Recht, Coy – wir werden nachher mit der Mutter reden, ich bin gespannt, was sie uns erzählen wird. Die Spur ist zwar kalt, doch nicht so kalt, wie ich befürchtete ... und ich denke, wir sollten auch mit der Frau des Dons reden, aber ohne daß der Don zugegen ist. Ich bezweifle nämlich, daß der Schmuck von diesem Iren gestohlen wurde – das hätte er niemals geschafft, das müßte schon dieser Leandro getan haben.

"Wenn er so dumm ist, wie der Don sagt, dann glaube ich nicht, daß er den Schmuck gestohlen hat. Ach ja, der Don ist eben fortgeritten und er hat alle wissen lassen, daß wir da sind." Coyote sprach leise und nahm sich noch ein weiteres Stück Fleisch, um es zu grillen. "Ich werde erkennen, wer etwas zu verbergen hat, ich denke, es hat sich inzwischen auch bis zu den Arbeitern herumgesprochen. Wer etwas zu verbergen hat, wird nervös sein."

Der Blonde nickte nur, da er noch immer sein Fleisch aß – dann spießte er sich ebenfalls noch eines auf, als er fertig war, denn er hatte noch Hunger. "Wie immer, Coy – wie immer. Es ist gut, daß der Don schon vorgearbeitet hat, so haben sie Angst ... und sind besser einzuschüchtern. Ich denke, nach ein oder zwei Tagen werden wir genug wissen, um weitersuchen zu können." Karl hoffte wirklich, daß es so schnell ging – auch wenn der Don gut zahlte, so wollte er so wenig Zeit wie nur irgendmöglich auf dessem Grund verbringen, da es ihn an seine Kindheit erinnerte.

Das wusste Coyote, Karl war ebenfalls auf einer Plantage aufgewachsen. Der Indianer sprach es nicht an, er nickte nur und genoss das Essen. Sie hatten noch genug Zeit es auszukosten und um ein wenig zu ruhen, bevor sie anfingen, die Köchin und die Hausherrin auszufragen.

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