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”Threads of Life” 04
 

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Am nächsten Morgen erwachte Amelion zuerst. Er lag dicht an Gunnar geschmiegt und schnurrte leise, weil er sich so wohlfühlte. Er ließ den Blonden noch ein wenig schlafen, und betrachtete das ruhige Gesicht. Die Nacht war wirklich erfüllend gewesen und er war wirklich satt geworden, was den Sex betraf. Aber er löste sich nach einigen Momenten und ging lautlos ins Bad, um sich dort zu erleichtern. Dort blieb er leise und als er es verließ, lächelte er, weil Gunnar sich gedreht hatte und die Decke von seinem Körper gerutscht war. Es war ein wirklich wundervoller Anblick ... Gunnar war kräftig und mehr als gut gebaut, eigentlich könnte man ihn stundenlang betrachten.

Doch in diesem Moment wachte der große Blonde auf und lächelte tief, denn ihm geisterten die gleichen Gedanken durch den Kopf, als sein Blick auf Amelion fiel. Gerade im sanften Licht der Morgensonne, die auf seine dunkle Haut schien, sah Amelion mehr als nur gut aus und Gunnars Lächeln wurde genießend, als er sich aufrichtete und aufstand. "Die Morgensonne steht dir verdammt gut ... ganz ehrlich, du leuchtest richtig. Oder ist es die Nacht gewesen ?" Bei der Frage grinste Gunnar wieder und kam zu ihm, denn die Nacht war wirklich wundervoll gewesen.

„Hmmm ... ich denke, es war eher die Nacht. Es war mehr als nur erfüllend gewesen, ich würde das gern wiederholen.“ Amelion wollte mehr von Gunnar und er merkte auch jetzt an dem Kuß, daß der Blonde besonders war, denn er hatte keinen schlechten Atem am Morgen. Auch die Bisse waren schon sehr gut verschorft, bei dem einen beim ersten Sex war es nämlich nicht geblieben.

Das ließ den ein wenig größeren Blonden allerdings leise aufseufzen, denn auch wenn er selbst diese Nacht mehr als nur genossen hatte, so konnte er es nicht weitergehen lassen. Und gerade das schmerzte ein jedes Mal, wenn er einen Mann fand, bei dem er gerne war - so wie auch hier, da er es mehr als nur ausgekostet hatte. "So sehr ich es genossen habe, ich kann nicht, Amelion ... ich kann einfach keine Beziehung anfangen oder dich öfters sehen. Bitte sei mir nicht böse, ja ?"

Im ersten Moment sah man kurz die Enttäuschung, aber dann verstand Amelion und nickte sacht. „Ich verstehe und ich bin dir nicht böse ... aber den Morgen jetzt möchte ich noch auskosten. Duschen wir zusammen ?“ Amelion hatte einen Moment gebraucht, um zu begreifen. Der Mann vor ihm war sicher nicht so jung, wie er aussah. Gunnar war mit Sicherheit älter und wollte nicht, daß es Jemand bemerkte ... oder sich verlieben, und den Menschen dann altern und sterben sehen.

Genauso war es - und Gunnar hielt sich daran seit er merkte, daß er seit seinem zweiundzwanzigsten Jahr nicht mehr alterte. Er war nun schon dreimal mit seiner Mutter umgezogen und seit drei Jahren wohnte er hier und arbeitete, während seine Mutter in einem Pflegeheim wohnte, da es ihr immer schlechter ging. Aber Amelion hatte mit einem recht: Sie konnten den Morgen noch auskosten und so lächelte Gunnar und neigte sich leicht herab, um ihn sanft zu küssen. "Gerne ... ich muß auch noch nicht sofort los, ich habe noch ein wenig Zeit und würde das gerne mit dir genießen. Weißt du ... es liegt nicht an dir, du bist wundervoll. Es ist ... es gibt Gründe, weißt du ? Leider." Gunnar versuchte, es so zu erklären, denn er hatte die Enttäuschung sehr wohl bemerkt und wußte selbst, daß er sehr unhöflich gewesen war.

„Mach dir keine Gedanken - ich war auch etwas schnell und denke oft nicht, daß es eben solche Gründe gibt.“ Amelion küßte den Blonden sanft und schob ihn dann zum Bad, damit sie zusammen duschen konnten. „Danach können wir auch noch frühstücken.“

Natürlich ließ sich Gunnar schieben und lachte leise, als er den Spieß umdrehte, sich Amelion packte und ihn auf seine Arme nahm. "Frühstück klingt verdammt gut - ich habe Hunger, die Nacht war wunderschön, aber auch anstrengend. Und das Duschen ist auch gut, da können wir uns auch noch ein wenig genießen." Vor der Dusche ließ er ihn herab und schmunzelte wieder, als er ihn erneut an sich zog und sanft küßte.

„Wow ... du bist der Erste, der das macht.“ Amelion lachte, denn es passierte ihm nie, daß ihn Jemand so leicht hochhob. „Du bist noch stärker, als du aussiehst.“ murmelte er, und konnte sich nur für die wenigen Worte von den Lippen lösen und knabberte sacht daran.

Und auch das gefiel Gunnar und er schmunzelte, als er über den Kiefer zu dem Ohr Amelions küßte. "Ich mag es, daß du so scharfe und große Eckzähne hast ... ich weiß nicht warum, aber es macht mich total heiß, wenn du mich beißt. Am Besten gehen wir unter die Dusche, ja ? Ist schöner. Und ja, ich habe sehr viel Kraft - für die Arbeit ist es toll, aber viele haben Angst davor. Du aber nicht - du bist ebenfalls stärker, als man denken könnte."

„Ich trainiere etwas anders, deswegen fällt es nicht so auf ... aber genug davon.“ Amelion küßte Gunnar erneut, denn er bekam nicht genug von dessen Lippen und schob ihn unter die Dusche. Dort hatte er schon Kondome hingelegt, falls es zum Sex kam und er grollte leise, weil er sich nicht beherrschen konnte.

Gunnar ließ sich auch willig schieben und lächelte, als er die Glastüre hinter ihnen schloß. Es war schön, so begehrt zu werden und im Gegenzug selbst berühren und auskosten zu können ... und der ein wenig größere Blonde war sich sicher, daß er die Zeit unter der Dusche und ihr gemeinsames Frühstück noch genießen würde.

 

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Nicht ganz zwei Stunden später seufzte Gunnar innerlich, als er mit Amelion nach unten fuhr ... denn so schön wie hier war es noch niemals zuvor mit einem Mann gewesen. Doch der Blonde wußte, daß es nicht ging und lächelte ein wenig wehmütig, als sie im Erdgeschoß ankamen, die Türen sich öffneten und sie beide aus dem Aufzug traten. "Ich danke dir für die letzte Nacht, Amelion ... es war perfekt. Einfach nur ... perfekt."

„Du mußt dich doch nicht bedanken. Wir haben es beide sehr genossen, und ich fand es mit dir auch ganz besonders.“ Amelion würde den Blonden am Liebsten nicht mehr weglassen. Aber er wußte, daß er nicht klammern sollte, sonst würde er alles kaputtmachen, was sie letzte Nacht erlebt hatten. Aber er wollte mehr von Gunnar und er nahm sich vor, dranzubleiben. „Ich fahre dich jetzt noch zur Kirche zurück. Ich hab dich ja quasi entführt.“

"Also wenn ich es recht bedenke, dann war es keine Entführung ... denn ich war mehr als nur willig, mit dir mitzukommen. Und danke, daß du mich zurückfährst - so dauert es nicht so lang, die U-Bahn ist um die Zeit richtig voll. Und noch ein größeres Danke dafür, daß du dich so um die Anderen gekümmert hast, ich habe eine SMS von Pater Smithers bekommen, wie glücklich sie alle sind." Er war ihm wirklich mehr als nur dankbar und lächelte, als er Amelion noch einmal küßte. "Auch wenn mir der Pater nicht sagen wollte, wieviel du für die Decken bezahlt hast."

„Einen angemessenen Preis, du wirst es ja bald erfahren. Deine Qulits sind wirklich richtige Kunstwerke, ich habe noch nie welche gesehen, die so kleine Stoffstücken beinhaltet haben.“ Amelion öffnete den Wagen und stieg dann ein. Als sie beide angeschnallt waren, fuhr der junge Halbdämon los und lächelte. „Ich hab auch eine von den Schattenfiguren gekauft, die Katzen waren ganz wunderbar.“

"Echt ? Da wird Kim sich freuen, gerade die Katzen waren ihr Lieblingskunstwerk." Gunnar lachte leise, denn er kannte dieses Kunstwerk gut und war auch dabei, als sie den Draht dafür gebogen hatte. "Ich war dabei, als sie es formte und ich bin sowas von froh, daß sie nun gesponsert wird, sie hat Talent." Das war er wirklich und seufzte innerlich, als sie in die Straße einbogen, die zur Kirche führten.

Amelion ging es ähnlich, aber er ging noch auf das Gespräch ein. „Ich habe sie einem Bekannten empfohlen. Er mag so etwas extrem gern ... und auch das Talent, das die Bilder gesprayt hat, habe ich in einer Werkstatt für Luxuswagen untergebracht.“ Dann waren sie auch schon da, und der Schwarzhaarige packte Gunnar am Hemd und küßte ihn ein letztes Mal mit purer Leidenschaft.

Dieser Kuß überraschte Gunnar - doch dann erwiderte er ihn ebenso leidenschaftlich und erst, als ihnen die Luft ausging, löste er seine Lippen und keuchte schwer. "Es tut mir so leid, Amelion ... ich wünschte, ich ... ich könnte ... bitte verzeih." Dann löste er sich wieder und schnallte sich ab, öffnete die Türe und stieg aus, um den Abschied nicht noch herauszuziehen. Pater Smithers hatte das beobachtet und öffnete Gunnar die Türe, nickte ihm kurz zu und trat dann heraus, um zu Amelions Wagen zu gehen. "Ein schönen guten Morgen, Amelion. Das gerade eben ... war seltsam ?"

„Guten Morgen, Pater ... und ja, ich denke, es wirkte etwas seltsam.“ Amelion lächelte schief und seufzte innerlich, denn er wußte, daß er sich verliebt hatte. „Weißt du, wo er im Moment arbeitet ?“

"Ja ... das große Hochhaus, das an der Millerstonstreet gebaut wird. Er ist verdammt gut - keinerlei Höhenangst, kräftig wie ein Stier und arbeitet gut. Und ja, bevor du fragst - es ist dein Hochhaus, Amelion. Ich sehe doch, daß du was vorhast, sagst du mir, was ?" Der ältere Pater ahnte, daß Amelion was vorhatte doch er hoffte, daß es nichts schlimmes war.

„Nein, nichts schlimmes, versprochen.“ Amelion lächelte den Pater sanft an und beruhigte ihn hoffentlich durch die wenigen Worte.

"Na, dann ist es ja gut. Ich vertraue dir, ja ? Wir sehen uns." Mit den Worten verabschiedete sich der Pater und lächelte, als er dem Wagen Amelions nachblickte ... denn er vertraute ihm wirklich und hoffte, daß es vielleicht  zwischen den beiden klappte. Denn er hatte nur zu gut sehen können, wie nahe es Gunnar ging, sich von ihm zu trennen ... und er wußte inzwischen, daß der große Blonde aus irgendeinem Grund niemals eine Beziehung einging, und auch immer nur One-Nights hatte.

 

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Seit Amelion und Gunnar die Nacht zusammen verbracht hatten, waren ein paar Monate vergangen. Das Hochhaus war mittlerweile fertig, und Amelion mit den Hosts eingezogen. Der Club und die Galerie wurden allerdings noch ausgebaut ... und trotz der Arbeit, die der Halbdämon hatte konnte er es nicht lassen, Gunnar zu beobachten. Seit der wundervollen Nacht hatte er ihn nicht mehr aus dem Kopf bekommen, und immer wieder beobachtet. Teils noch bei der Arbeit, und jetzt würde er am Liebsten wieder zu dessen Wohnung ... denn er merkte, daß der Blonde noch stiller geworden war. Amelion kannte den Grund, und er würde ihm eigentlich gern beistehen. Gunnars Mutter ging es immer schlechter, denn nicht nur das Alter holte sie ein, auch ihre damit verbundene Krankheit und Schwäche.

So war es auch - und heute nahm Gunnar eine kleine Schachtel und ein Ledermäppchen mit, als er in seinen alten Pickup stieg und zu dem Pflegeheim fuhr, in dem seine Mutter lag. So schwer wie heute war es ihm noch  nie gefallen und als er vor dem Heim parkte, schluckte er schwer, ehe er die Schachtel und das Mäppchen aufnahm und ausstieg. Wie immer, grüßte ihn die Nachtschwester und er ging mit einem Winken weiter, bis er an dem Zimmer seiner Mutter angekommen war ... und nach einem kurzen Klopfen trat Gunnar ein, schloß die Türe wieder und lächelte sanft, als er zu seiner Mutter kam, sich neben sie setzte und ihre Hand in die seine nahm. "Hi, Mom ... wie geht es dir ?" Sie lächelte nur sanft und drückte schwach die Hand ihres Sohnes, ehe sie leise keuchte und wieder zurück in die Kissen sank. "Du weißt es doch, nicht wahr ? Ich bin müde, mein Junge ... ich bin müde und alt, so wie du noch immer so jung bist wie dein Vater." Sie wußte, wer der Mann gewesen war, der ihr diesen wundervollen Jungen schenkte - doch sie war nicht bereit gewesen, mit ihm zu gehen und lieber nur mit ihm befreundet gewesen. Und nun hatte sie ihren Jungen um den einen Gefallen gebeten, der diesem am Schwersten fallen würde, und Gunnar hatte mit schwerem Herzen eingewilligt. Also nickte er nur und seufzte schwer, ehe er die Schachtel öffnete, und daraus einige vorbereitete Stoffstücke herausnahm. Es waren allesamt Sechsecke, die er zu einem Muster zusammennähen würde, das seine Mutter am Liebsten hatte: Es nannte sich "Grandmothers Flowergarden" und er hatte die sechseckigen Stücke aus den Stoffen geschnitten, die seine Mutter am Liebsten mochte, und die nun zu sieben kleinen, doch schönen Blumen werden würden. Aber die Mitte dieses kleinen Deckchens und der inneren Blume würde ein besonderes Stückchen werden, das Gunnar aus dem Ledermäppchen holte ... ein simpler, gelber Stoff mit dunkelgelben Ranken, in dem die versiegende Lebensenergie seiner Mutter ruhte. "Entspanne dich einfach, Mom ... ich liebe dich, und Dad tut es auch." Dann nahm er drei Stecknadeln aus einer kleinen Truhe, steckte eines der anderen Sechsecke, die die Blütenblätter der ersten Blume wurden an das kleine gelbe Stückchen und nahm eine der Garnrollen mit einem gelben Faden auf. Dann schnitt er davon ein Stück mit der speziellen Schere ab, die ihm sein Vater mit den Fäden gegeben hatte, fädelte es in eine der speziellen Nadeln und begann damit, die Stoffstücke zusammenzunähen. Dabei spürte er genau, wie die restliche Lebensenergie langsam aus dem mittleren Stoff und damit auch aus seiner Mutter floß, lächelte unter Tränen, als seine Mutter lächelte und nähte weiter, da sie ihm immer gerne dabei zusah. Es dauerte ein wenig mehr als zwei Stunden, dann war das Oberteil der kleinen Decke fertig und er schluckte schwer, als er den dünnen Vliesstoff für die Deckenmitte und den cremefarbigen Rückseitenstoff mit den lila Blümchen nahm, die drei Teile mit Stecknadeln zusammenheftete und sich nun daran machte, mit dem besonderen Faden seines Vaters die drei Lagen zusammenzuquilten. Dabei spürte er, wie das Herz seiner Mutter immer langsamer schlug und als er den letzten Faden abschnitt, hörte es auf zu schlagen und sie schlief friedlich lächelnd ein. Doch für Gunnar war es, als ob die Welt zusammenbrechen würde und er schluchzte auf, brach zusammen und vergrub sein Gesicht in der feinen, doch vom Alter faltigen Hand seiner Mutter, weinte bitterlich und ließ seinem Schmerz freien Lauf. Dabei bemerkte er gar nicht, daß eine der Schwestern hereinlief, da sie einen Alarm erhalten hatte und auch nicht, daß sie sofort wieder rauslief und nach einem Doktor rief.

 

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