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”Paß auf, was du dir wünschst ... es könnte in Erfüllung gehen.” 02
 

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Kapitel 2

Für Steve war diese Nacht ebenfalls holprig gewesen – doch auch wenn er erst spät einschlief, so war er doch gewohnheitsmäßig schon sehr früh auf, erledigte so leise wie nur irgendmöglich seine Morgentoilette und wusch die Unterhose aus, hängte sie auf die Heizung und zog die Jeans über seinen nackten Körper, während er sich daran machte, ihnen ein reichhaltiges Frühstück zu richten. Gerade, als er fertig war und der Kaffee durchlief, hörte er den Wecker und grinste, blieb aber in der kleinen Wohnküche und sagte nichts, darauf hoffend, daß Jon von selbst aufwachte.

Der Wecker piepste immer lauter, dann hörte man ein Knurren und Jonathan schlug auf den Wecker, um ihn auszumachen. Jetzt kam ihm aber etwas anderes in den Sinn, er roch Kaffee und Rührei. "Hö?" kam es müde aus dem Schlafzimmer und dann ein leises "Ach ja.", weil ihm wieder eingefallen war, daß er nicht träumte. Steve war scheinbar immer noch da, also träumte er ganz, ganz sicher nicht. "Morgen Steve, bin gleich da." murmelnd, verschwand Jo im Bad und stellte sich unter die Dusche. Erst, als er wieder raus war, bemerkte er die Unterhose, die auf der Heizung hing. "Sexy." stellte er fest, band sich ein Handtuch um die Hüfte und ging wieder in sein Schlafzimmer, um sich anzuziehen.

Steve hörte ihn nicht, da er gerade das Rührei auf zwei Teller schaufelte, doch er konnte noch einen kurzen Blick auf den nur mit einem Handtuch bedeckten Hintern des Roten werfen. Leise zu sich selber schmunzelnd, rief er noch ein "Laß dir ruhig Zeit!" ins Schlafzimmer, stellte die Teller an den Tisch und goß ihnen Kaffee ein, ehe er sich setzte und ein paar Scheiben Brot abschnitt, während er auf ihn wartete.

Lange musste er jedoch nicht warten. Jo kam mit einer Sporttasche und in sportlicher Kleidung in die Küche und lächelte. "Bist doch kein Traum." stellte er fest und legte Steve dann eine Packung hin, in der zwei ganz neue Unterhosen waren. "Hat mein Ex gekauft, aber ich trage keine Slips. Du kannst sie haben." Er hoffte, Steve nahm sie an, er selber hatte sie irgendwo in seinen Schrank gestopft. "Und Danke fürs Frühstück machen."

"Gern geschehen – dafür, daß ich mitfuttere, kann ichs wenigstens machen. So hast du mehr Zeit und Ruhe, um zur Uni zu kommen, dann fällts dir auch mit der Prüfung leichter. Und Danke für die Slips, ich mag die Teile gern." Breit grinsend, schnappte sich Steve die Slips und holte einen raus, hielt ihn sich an und setzte noch ein "Paßt perfekt." nach, ehe er sie zur Seite legte und mit einem "Guten Appetit – hoffe, es schmeckt." zu essen begann.

Jo fing nach einem leisen "Ebenso." gleich zu essen an, und so wie er futterte, konnte man sehr gut merken, daß es ihm schmeckte. Er konnte sich Heute richtig Zeit beim Essen lassen, weil er sich selber nichts machen musste. "Kannst gut kochen... und ich schau mal, ob ich noch ein paar Sachen für dich auftreiben kann." Vielleicht ein Makeup fürs Gesicht und die Hände, jedenfalls vorerst. "Sag mal, wenn du die Wahl hättest, wärst du lieber Rot oder Blau?"

"Hä? Oh... äh... autsch. Ich weiß nicht... denke mal, vom Gesicht und allem bin ich das, was die Blauen sind, oder? Jedenfalls noch am Meisten. Glaub ich. Gott, das is ne Frage... ehrlich, Großer, du hast mich grad überfahren wie nen Bulldozer. Wär Albino nicht einfacher?" Steven war echt ratlos – er hatte sich die Frage nie gestellt, sondern eher überlegt, ob er nicht als Albino durchgehen konnte.

"Hab schon gesagt, als Albino fällst du total raus, allein schon, wenn man weiße Haare hat, ist man auffällig, weil es so selten is. Gelbe Haare gibt es auch, die sind auch selten. Und Albino haben ganz schwarze Augen. Blau würdest du am wenigsten auffallen. Ach, ich bring einfach mal beide Farben mit und wir sehen, wie es aussieht. Ist ja nur vorübergehend." Er kannte da eine kleine Transe, die gern mal die Farbe wechselte und dafür eine ziemlich gute Schminke hatte. "Vielleicht sollte ich Josie einfach herschleifen, der zaubert da schon was." überlegte er laut und grinste verlegen.

Steve blickte ihn ein wenig entgeistert an, ehe er kurz schluckte und die Gabel zur Seite legte. "Äh... Josie? Ich weiß nicht, ob das so gut wäre... kannst du ihm vertrauen? Ich möchte nicht von den Bullen abgeschleppt und in ein Laboratorium verschleppt werden, das..." Er wollte es nicht so genau sagen, doch er hatte Angst – erst langsam kam ihm, daß andere Menschen hier nicht so freundlich reagieren könnten und bevor ihnen nicht etwas einfiel, um ihn zu tarnen, gänge gar nichts. "Und wenn ich nur ein Teilalbino wäre, ich hab ja schwarze Haare. Also nur die Haut? Daß es nur ne Krankheit ist... Schminke ist gut, aber wenn sie auch nur ein Stückchen abgeht, ist es vorbei und ich bin dran. Das ist gefährlicher als Kontaktlinsen."

"Da is was dran. Also gut, ich besorge Kontaktlinsen und dann versuchen wir, ob du als Teilalbino durchgehst. Aber eins is klar, du wirst ständig angeglotzt. Bei uns ist es hart, wenn man anders ist. Weiß nicht wie es bei dir ist, aber bei uns fällt alles, was anders ist, extrem auf und wird teils nicht so gut oder total begeistert aufgenommen, bei uns bist du ein Freak." Das tat Jo ziemlich leid, aber es war besser, daß Steve wusste, was auf ihn zukam.

Das ließ den Anderen ein wenig wehmütig grinsen, doch dann schmunzelte er und nahm seine Gabel wieder auf. "Hey, ich bin so oder so nen Freak hier – aber vielleicht kann ich ja einer mit Arbeit werden, Hm? Kommt Zeit, kommt Rat... irgendwie schaffen wirs schon. Und ich wette, auch hier gibt es Orte, an denen Arbeiter ohne Herkunft was zu tun bekommen, wenn sie ihre Klappe halten – und bei mir können die Bosse sicher sein, daß ich sie nicht verpfeife, weil ich ja nicht untertauchen kann mit der Hautfarbe."

Während Steve sprach, aß Jonathan noch sein Frühstück auf und nickte sacht. "Davon kannst du ausgehen. Solltest nur nirgends anecken, aber ich denke, bei dir is wie bei uns, daß da finstere Typen herumlaufen." Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, daß er losmusste und Jo schüttete den Kaffee herunter. "Ich muss dann los. Mittags bin ich wieder da." Mit den Worten stand er auf und nahm seine Tasche. "Du kannst ruhig fernsehen oder lesen."

"Keine Sorge, ich beschäftige mich schon. Noch viel Glück bei der Prüfung, Großer – gehs locker an, dann klappt es schon." Steve winkte ihm noch nach und lächelte kurz zu sich selbst, als er die Türe ins Schloß fallen hörte – es gab noch genug zu tun und sein Morgentraining hatte er auch noch nicht hinter sich gebracht, bis Mittag würde er noch genug zu tun haben, als daß er Zeit für den Fernseher oder ein Buch finden würde.

~~~***~~~

Nach ein paar Stunden schlug Jo den Weg Richtung Wohnung ein. Seine Prüfung hatte er super gemeistert, es war doch ziemlich verblüffend gewesen, wie leicht die Fragen gewesen waren. Aber er war ja auch kein Dummkopf und das Lernen fiel ihm meist eher leicht. Nebenher schweiften seine Gedanken um Steve. Er hatte Kontaktlinsen für ihn bekommen, die fast so grün waren wie dessen Augen, es passte ganz gut. Und er hatte ihm noch ein wenig Kleidung besorgt, damit er sich nicht alles borgen musste. Irgendwie hatte Jo nämlich das Gefühl, daß Steve so etwas nicht gern mochte und lieber etwas Eigenes haben wollte. Er hatte ihm ein Kapuzenshirt und auch ein Cappy besorgt, so konnte er sein Gesicht ein klein wenig verdecken. Das größte Problem würden die Papiere werden, zum Einen bekam man die nur in ziemlich düsteren Kreisen und zum Anderen kostete es sicher ein Schweinegeld. Aber wie sie das anstellten, das bekamen sie noch heraus. Er joggte jetzt die Treppen hinauf und schloss die Tür seiner Wohnung auf. "Bin wieder da."

Sichtlich überrascht, blickte Steve von der Couch auf und grinste breit, als er aufstand und zu ihm kam. Er nahm ihm gleich die Tüten und die Tasche ab und stellte sie auf die Seite, ehe er den Kopf schieflegte und breit grinste. "Laß mich raten – mit Pauken und Trompeten bestanden, Hm? Ansonsten wärst du anders drauf, Großer. Gulasch steht am Herd... ist eins der wenigen Sachen, die ich kochen kann, und du hattest alles dafür in der Küche."

"Hey klasse!" Jo schob ziemlichen Kohldampf und gab sich gleich etwas von dem Gulasch und den Nudeln auf einen tiefen Teller. "Ich hab dir Klamotten mitgebracht und grüne Kontaktlinsen. Ich hoffe, die Klamotten sind dein Geschmack." Er setzte sich und fing auch gleich hungrig an zu essen. "Lecker, wirklich lecker."

Froh darum, daß es Jo schmeckte, nickte Steve einfach nur und nahm dann die Tüten mit in die Küche, um sich den Inhalt anzusehen. Zwei Jeans, zwei T-Shirts und zwei Sweat-Shirts und dazu noch Unterhosen, Socken, Unterhemden und eine Jacke samt Cappy. Alles in Blau- und Schwarztönen gehalten – und genau der Geschmack des Hellhäutigen. "Das ist perfekt – absolut perfekt. Ich bin einfach gestrickt, ne Jeans und ein Oberteil und fertig. Danke dir... sobald ich Geld habe, zahle ich dirs zurück, versprochen. Ich geh am Wochenende an den Hafen, ich denke nicht, daß es anders als in meiner Welt ist... und ich hab schon mal Schwarzgeld am Hafen verdient, ich krieg bestimmt was."

"Pass aber auf dich auf, solche Kerle fackeln nicht lange und wenn du durchblicken lässt, daß du Schwul bist, dann hast son Roten am Arsch, den du nicht am Arsch haben wolltest." Jo sorgte sich ein wenig, er mochte den Grünäugigen.

Die Sorge war ungewohnt – doch Steve freute sich darüber und nickte, als er sich selbst etwas zu essen auf einen Teller gab. "Keine Sorge – ich kenne diese Typen und weiß, worauf ich achten muß. Ich weiß, daß die scharf auf was Namenloses sind, das nicht zu den Bullen laufen kann – aber ich kann mich gut wehren und laufen kann ich auch ganz gut. Das wird schon, Okay?" Er wollte sein Gegenüber ein wenig beruhigen, denn er konnte gut verstehen, wie ihm zumute war.

"Okay, aber pass wirklich auf." Jonathan war zwar ruhig, aber nicht mehr ganz so sehr wie noch gerade eben. "Und was hast du so den ganzen Vormittag gemacht? Außer kochen halt." Er wechselte das Thema und fragte neugierig.

Steve aß ein wenig und trank einige Schlucke Cola, ehe er sich hinterlehnte und grinste. "Saubergemacht, trainiert, ein wenig Zeitung gelesen und Nachrichten gekuckt. Und eben gekocht. Schon der Wahn irgendwo – es gleicht sich so vieles, aber ein paar Sachen sind unterschiedlich. Um ehrlich zu sein, bei euch scheint es viel weniger Kriege zu geben, auch wenn die, die da sind, schon genügen. Ehrlich. Oh Mann – weißt du was? Ich hab mir überlegt, ob ich nicht ein Fernstudium anfange und nochmal mit Geschichte beginne. Ich weiß ja schon ne Menge, ich muß im Endeffekt ja nur die Unterschiede lernen... und genau das hilft mir dann auch, mich hier zurechtzufinden. Muß ja davon ausgehen, daß ich länger da bin... vielleicht für immer." Bei dem Letzteren seufzte Steve kurz, denn der Gedanke war schon ein wenig deprimierend – doch er war eigentlich ein Optimist und irgendwie war es ja auch aufregend, jetzt hier zu sein.

"Dir steht alles offen und ich kann dir gern bei einigen Dingen helfen. Und du kannst noch weiter hier wohnen, ich hab genug Platz und ich finde dich sympathisch. Nachher können wir ja mal ein wenig raus, Hm?" Er gabelte noch die letzten Nudeln auf und stellte sein Geschirr zusammen.

Kurz nickend, aß auch Steve noch auf und nahm dann ebenfalls seinen Teller, stellte ihn in die Spülmaschine und nahm dann den von Jo entgegen. "Raus? Uhm – Okay. Solltest mir noch die Kontaktlinsen reintun, ich habe keine Ahnung von dem Zeug. Wird schon schiefgehen, Hm?" Bei dem Letzteren grinste Steve verlegen, denn dies wäre seine erste, richtige Chance, um zu testen, ob es funktionierte.

Jo nickte und stand auf. "Komm am Besten mit ins Bad." Er kramte die Linsen kurz heraus und ging schon mal vor. Aus der Sporttasche holte er noch rasch seine Brille und setzte sie auf, um nochmal zu lesen, was auf der Packung stand. "Soweit der Verkäufer es sagte, ist es ganz leicht. Ich hab selber noch keine Linsen eingesetzt, aber das bekommen wir schon gebacken."

Nun doch ein wenig skeptischer werdend, ging Steve mit ihm ins Bad und schaltete das helle Licht über dem Waschbecken an, wartete noch einen Moment und setzte sich schließlich auf die Badewannenkante. "Ich hoff nur, daß du mir nicht die Augen auspiekst – deine Nägel sind schon ziemlich lang und spitz. Und du siehst gut mit dem Nasenfahrrad?"

Jo lachte leise. "Wenn es dir ohne die Brille lieber ist, dann riskierst du ein Auge. Mit sehe ich besser, zum Lesen halt." Er öffnete die Packung und pickte eine der Linsen heraus. Er legte sie sich wie beschrieben auf die Fingerkuppe und murmelte ein "Stillhalten und hochgucken.", bevor der Finger auf Steves Auge zukam und schwups war die Linse auch schon im Auge. "Na, das war ja gar nicht so schwer." stellte er fest und ging bei der Zweiten genau so vor.

Mühsam stillhaltend, konnte Steve es kaum erwarten, bis der Andere fertig war und blinzelte schließlich heftig bei dem ungewohnten Gefühl. Es dauerte auch etwas, bis er nicht mehr tränte und dann noch ein wenig, bis er sich daran gewöhnte, daß das Sichtfeld nun längsgeschlitzt war. Dann richtete er sich noch etwas unsicher auf und wischte sich die Tränen von den Wangen, blickte in den Spiegel und keuchte erst einmal, weil der Anblick so ungewohnt war.

"Geht's? Kannst du gut kucken?" Steve war etwas wackelig und das bemerkte Jo und berührte ihn kurz am Rücken. "Ich denke, du gewöhnst dich noch dran und musst es ja daheim nicht tragen."

Einen Moment lang tief durchatmend, straffte Steve sich ein wenig und nickte, ehe er sich am Waschbecken festhielt und etwas schief in den Spiegel grinste, während er Jo in die Augen blickte. "Es ist nur so... so ungewohnt. Also mit den Schlitzpupillen... ich bins einfach noch nicht gewohnt, ich hab mich ziemlich erschreckt. Sorry." Daß es ihm guttat, daß ihn Jo stützte, sagte er lieber nicht – er wollte ihn nicht abschrecken und die gerade entstehende Freundschaft zwischen ihnen zerstören.

"Kannst du denn richtig sehen oder ist dein Sichtfeld eingeschränkt? Wenn ja, lass sie lieber weg." Er sorgte sich nun doch etwas mehr, weil Steve viel unsicherer wirkte. "Oder ist es nur der ungewohnte Anblick?"

"Der Anblick, Jo. So sehen bei uns Katzen aus – oder werden in Filmen Werkatzen oder sowas dargestellt. Ich hab im ersten Moment nen richtigen Schreck gekriegt, das war instinktiv... ich bins einfach noch nicht gewohnt. Sehen tu ich eigentlich ganz gut – gerade, weil die Längsaussparung mir viel Platz läßt. Hoffe nur, daß es nicht groß auffällt... ach, wird schon." Er redete sich selbst gut zu und atmete tief durch – langsam schlug auch sein Herz wieder ruhiger und der zuvor noch feste Griff um das Waschbecken wurde auch leichter. "Muß ja auch gehen... ohne die Dinger falle ich noch mehr auf und in der Nacht kann ich keine Sonnenbrille aufsetzen. Ich gewöhne mich schon dran, Okay?"

Jo nickte, weil er merkte, wie Steve sich entspannte. "Nachts weiten sich unsere Augen ein wenig, ich denke, dann kannst du fast ohne die Linsen raus... obwohl, wenn du ins Licht gehst, dann doch nicht. Aber wir gehen mal raus und kucken, wie die Leute reagieren, Okay?" Irgendwie war Jonathan gespannt, und zwar wie ein Flitzebogen.

"Okay – irgendwann muß ich ja ins kalte Wasser springen." Noch immer etwas schief lächelnd, löste sich Steve vom Waschbecken und genoß noch einen Moment lang die Hand in seinem Rücken – doch dann ging er wieder in den Gang und zog seine Turnschuhe an, holte aus dem Wohnzimmer die Jacke und das Cappy und nickte, als er sich angezogen hatte. "Vergiß ja nicht die Schlüssel – das wäre oberpeinlich, wenn wir uns auch noch aussperren, Hm?"

Das Schlüsselklappern zeigte, daß Jonathan den Schlüssel dabei hatte, er zeigte ihn kurz und steckte ihn in seine Hosentasche zurück. "Sollte ich ihn verlieren, mein Vermieter hat noch einen Ersatzschlüssel." erklärte er und schlüpfte auch noch rasch in seine Turnschuhe. "Dann mal los." Er spornte sie Beide kurz an und öffnete die Tür. Kaum war die offen und er beim Abschließen, kam ein kleiner blauer Junge vorbei und lief fast gegen die Wand, weil er Steve anstarrte.

Der seufzte hörbar, lächelte ein wenig schief zu dem Jungen und nickte innerlich zu sich selbst, als dieser scheu zurücklächelte und dann so schnell es ihm möglich war, weiterrannte. "Okay – ich denke, ich sollte mir die Haare länger wachsen lassen... dann kommt es nicht ganz so krass rüber. Wohin möchtest du gehen?" Nun doch ein wenig neugierig werdend, hob Steve eine Braue und steckte die Hände in die Jackentaschen, während er neben der Türe wartete.

"Ich weiß noch nicht genau." gestand Jo und zuckte mit den Schultern. "Erstmal raus und rumlaufen. Ach ja, hier." Er holte etwas Geld aus seiner Geldbörse und gab es Steve. "Falls mal was sein sollte und ja, du kannst es mir dann zurückzahlen." Er wollte den Hellhäutigen nicht ohne Geld auf die Welt loslassen, so konnte er sich zumindest mal eine Busfahrkarte oder so kaufen.

Man sah Steve aber mehr als nur deutlich an, daß es ihm unangenehm war, so auf Jonathans Tasche zu liegen. "Okay – aber du kriegst es so schnell es mir möglich ist, wieder, Großer. Ich lieg dir eh schon genug an der Backe – und du hast das Geld auch nicht aufm Balkon wachsen." Doch Steve steckte das Geld ein und schob den Geldbeutel wieder in seine hintere Jeanstasche, vergrub die Hände in den Jackentaschen und nickte schließlich zu den Treppenstufen. "Gehen wir. Wird schon schiefgehen... im schlimmsten Fall neiden dir die Tussen, daß du dir nen Albino gekrallt hast, Hm?" Auch wenn der Scherz an sich sehr wackelig war, es tat Steve gut, ein wenig Humor reinzubringen und sich dadurch auch etwas Mut zuzusprechen.

"Sag das nicht, das kann durchaus passieren. Gerade weil du ziemlich gut aussiehst und grüne Augen hast. Die sind nämlich auch nicht gerade oft zu sehen und viele Tussen würden einiges darum geben, daß ihre Kids grüne Augen bekommen." Jo meinte das ernster, grinste dann aber. "Aber da du Schwul bist, haben sie halt Pech gehabt." Sie traten nun auf die Straße und schon drehten sich ein paar Leute nach Steve um. Jonathan fackelte nicht lange und legte seinen Arm um ihn, hier in der Gegend wusste eh Jeder, daß er Schwul war.

Steve knabbert noch immer an den Worten des Anderen, als er den Arm um sich fühlte... es war ein angenehmes Gefühl und er kam automatisch etwas näher, legte seinen Arm um die Taille Jonathans und neigte sich ein wenig näher, als er ihm leise antwortete. "Sind die echt so versessen drauf? Wahnsinn. Das gibts bei uns zum Glück nicht... dafür sind bei den Samenbanken die Nobelpreisträger und Klugen gefragt, am Besten noch kombiniert mit Bodybuilderkörpern. Und so gut seh ich nicht aus – ich bin Durchschnitt, mehr nicht." Seitdem sie so eng zusammen gingen, interessierten sich wesentlich weniger Leute für sie – im Gegenteil, sie schienen anzunehmen, daß sie ein Pärchen waren, und gaben somit Ruhe.

Das war von Jonathan beabsichtigt und wie erwartet, klappte es auch ganz wunderbar. Er fand es so sehr angenehm, Steve hatte eine angenehme Größe und fing auch nicht gleich an, zu fummeln. "Bei uns sind seltene Farben bei den Samenbanken gefragt, da kann ein Gelbhaariger richtig viel Geld machen, genau wie Weißhaarige. Oder Lilahaarige mit lila Augen, ist das Idealbild von einem Blauen." Irgendwie war das schon krass. "Hier geht viel über das Äußere. Ich selber bin ein Standart-Roter. Schwarze Haare und Augen."

"Find ich aber nicht schlecht – sorry, aber so bunte Haare sind für mich einfach noch ungewohnt. Und Danke, daß du mir nicht gleich an den Hintern grabscht, ist mal ne Erleichterung für mich." Es ging Steve in dieser Hinsicht nicht anders als seinem Begleiter, all seine früheren Bekanntschaften liebten es, ihn öffentlich und meist auch sehr unsittlich zu betatschen. Gegen gewisse Zärtlichkeiten oder leichtes Schmusen hatte Steve nichts, doch er mochte es nicht gerade, wenn ihm Jemand vor anderen Leuten dauernd demonstrativ am Hintern oder Schritt rumfummelte.

"Ich kenne den Schmerz, ich werde auch dauernd befummelt... ätzend." Irgendwie tickten sie gleich, es war, als würden sie wirklich zusammenpassen. Er ging mit Steve weiter und zeigte ihm hier und da ein paar Dinge, die er vielleicht nicht kannte.

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