”The Heart of Fire” 3: Sam und Luke 02
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Daß der Unterricht so ruhig war, fand Luke ganz gut ... denn so war er auch friedlich. Trotzdem war ihm die ganze Schule einfach zu prüde. Für seine Mutter nahm er es aber hin, denn die Arbeit hier war endlich gut bezahlt und nicht so stressig, da sie bei der großen Klinik fast einen Burnout bekommen hatte. Nach dem Unterricht war nun Mittagspause und er war gespannt, wie das Essen hier so war. Nach dem Essen war dann auch noch etwas Zeit und dann würde es zum Sport gehen, während die Mädchen Hauswirtschaft machten. Allein das war wie vor mindestens fünfzig Jahren, und er sagte sich immer wieder „Nur ein Jahr durchhalten.“. Denn auch wenn der Unterricht ruhig und streng war - das, was er hier lernte, hatte er schon gelernt. Die Schule schien auch da etwas zurückzuhängen. „Zeigst du mir, wo es zum Futtern geht ?“ fragte Luke den Großen, denn sie hatten ihre Spinde ja fast nebeneinander.
Sam hatte ihn immer wieder beobachtet und lächelte nun bei der Frage, ehe er nickte und seinen Rucksack wieder auf die breiten Schultern schwang. "Natürlich, Luke - eigentlich immer der Meute nach. Ich kann dir gleich sagen, daß das Essen hier sehr gut ist ... ländlich, aber verdammt gut, da wir hier ja sehr viele Farmer haben. Auch mein Pops liefert Fleisch und Gemüse, die Farmer wechseln sich dabei immer ab." Während er sprach, ging Sam mit Luke in die Richtung der Mensa und achtete dabei unbewußt darauf, Niemand anzurempeln, ehe er seinem neuen Freund die Türe aufhielt und breit grinste. "Ich hoffe, du hast Hunger ?"
„Das klingt sehr, sehr gut und ja, ich hab doch guten Hunger.“ antwortete Luke ruhiger und er sah sich kurz um, als er hereinkam. Natürlich wurde er gemustert, denn jetzt waren so ziemlich alle hier ... und die Meisten hatten ihn noch nicht gesehen. „Ich denke, es gibt einen ruhigen Platz, hm ?“ fragte er Sam, denn er brauchte hier auch eher seine Ruhe, um entspannt essen zu können.
"Äh ... um ehrlich zu sein, der ruhigste Platz ist bei mir, da ich immer alleine hinten am Eck beim Fenster sitze. Also falls du möchtest ?" Während er antwortete, stellte Sam sich schon in der Schlange an und nahm ein Tablett, legte es auf die Ablage vor der Essensausgabe und schob es langsam weiter. Wie immer, nahm er sich einen großen Salat und lächelte zu der Frau an der Fleischausgabe, die ihm drei der noch eher blutigen Steaks auf ein Teller legte, und es ihm mit einem großen Teller Kartoffeln und Soße gab. Sam stellte sie gleich auf sein Tablett und machte für Luke Platz, während er sich noch eine Wasserflasche und einen Schokoladenpudding auf das Tablett legte.
Luke gefiel das Essen und man merkte, daß die Köchin Sam mochte ... denn sie wußte in- und auswendig, was er brauchte. Er selbst wählte auch mal ein Steak, und dazu ein paar Bratkartoffeln. Er nahm sich auch einen Salatteller und ein Wasser, aber verzichtete auf etwas Süßes. „Ich setze mich zu dir, dann werde ich sicher auch nicht angesprochen.“ Jetzt grinste er sacht und man sah, daß er es nicht als blöden Scherz sagte.
Und Sam faßte es auch nicht so auf, da er hörte und roch, daß Luke es nicht böse meinte. "Gerne - so stört dich wirklich keiner. Du magst es auch lieber, wenn du in Ruhe gelassen wirst, nicht wahr ?" Der junge Drache war ein wenig neugierig und ging beim Sprechen zu seinem Platz in der Ecke ... auch wenn er Luke dort den Vortritt ließ, damit dieser sich auf den Stuhl setzen konnte, den er mochte.
„Ja, ich bin nicht so gesellig. Zumindest hier, denn ich sehe gleich, daß ich nicht hierher passe.“ Er war der Einzige, der nur schwarz trug, und auch seine Haare im Nacken gefärbt hatte. Wenn man noch seine Tattoos sah, würde er hier sicher als halber Teufel gesehen werden.
Inzwischen hatte ihnen Sam Besteck und Servietten geholt und setzte sich neben ihn, ehe er leise seufzte und dann schief lächelnd mit den breiten Schultern zuckte. "Stimmt schon ... aber mir gefällt das, du bist anders und einzigartig. Ich würde auch gern etwas anderes tragen, aber mit dem Shirt und den Jeans falle ich nicht so sehr auf, weißt du ? Meine Eltern sind nur einfache Farmer, deshalb würde ich Ärger mit dem Direx kriegen ... deine Mama ist die Ärztin, da hast du mehr Freiheiten." Es war kein Vorwurf, sondern einfach eine liebe Feststellung und Sam lächelte wieder, wünschte Luke noch einen guten Appetit und begann dann selbst mit großem Hunger zu essen.
„Die spinnen hier wirklich, und Farmerfamilie ist doch nicht schlimm. Keine Farmer, kein Essen - sie sind genauso wichtig wie Ärzte, damit Menschen gut leben können. Auch Bauarbeiter sind ein Anker für Menschen.“ Das sah Luke so, denn er war ganz ohne Vorurteile. Er verabscheute nur solche reichen Säcke, die es immer zeigten und ignorierten, daß sie eigentlich nur Geld hatten wegen den Arbeitern, die alles herstellten. Aber er vergrub es wieder und genoß nun einfach das wirklich gute Essen. „Auf jeden Fall ist hier das Essen ne Granate. Bei meiner alten Schule gabs fast nur Fastfood.“
"Jep, das Essen ist klasse - und da man es nicht zahlen muß, spare ich mir einiges, ich esse ja so viel. Und so meinte ich es nicht wegen den Farmern - sie werden hier sehr hoch geschätzt, doch wir haben hier kaum Ärzte und deshalb wird dir mehr erlaubt. Freu dich einfach, ja ? Und noch etwas ... ich würde gern mal wieder Hamburger essen, ich hatte schon seit fünf Jahren keinen mehr." Bei dem Letzteren grinste Sam, ehe er wieder weiteraß und relativ schnell fertig wurde, auch wenn er nicht schlang. Dann stellte er das Geschirr ineinander und zögerte kurz, ehe er aus seinem Rucksack einen Einlitermehrwegbecher herausholte, den Trinkhalm ausklappte und noch etwas daraus trank. "Hast du dir schon überlegt, ob du in eine der Sportmannschaften gehst ? Oder machst du nur das Allgemeine mit ?"
„Allgemein, und ich werde sicher da noch vom Baseballteam angequatscht werden. Ich nämlich ganz gut beim Fangen und Werfen ... aber nicht verraten. Und was die Burger angeht - die in der Schule waren wie Pappe, und nur die Burger in bestimmten Burgerläden sind gut. Aber ich mache sie mir selber - da Mom nie da war, hab ich dann gekocht, aber nur einfache Sachen. Aber ich denke, hier hat sie vielleicht etwas mehr Zeit.“ Das hoffte Luke wirklich, und das sah man ihm jetzt auch an.
"Geht klar, ich sage nichts ... die werden mich auch nicht fragen, weißt du ? Aber die Baseballer sind besser als die Footballer, da dort auch einige der Außenseiter und Nerds sind. Und wegen den Burgern, es ist eben auch das völlige Fehlen von den Burgerläden, Discos oder Kinos, in denen junge Leute Spaß haben können. Sicher, Pops hat Satellit und ich kann alles im Fernsehen sehen oder streamen ... aber die Gesellschaft geht mir ab, weißt du ? Ich bin aber schon auf deine Burger gespannt, Luke ... wenn du magst, kannst du ja mal zu mir mit, ich wohne in meinem eigenen kleinen Häuschen neben dem großen Haus von Mom und Pops." Es war eine scheue Einladung an Luke und Sam hoffte, daß dieser es nicht als Klammern auslegen würde.
Jetzt kuckte Luke doch etwas überrascht, denn es war schon ungewöhnlich. „Ein eigenes Haus ? Also das ist ja cool und schön, daß sie dir deine Freiheit lassen. Obwohl ich ja auch meine Freiheit habe - wir leben auch jetzt etwas abseits in einem ziemlich schrägen, aber schön düsteren Haus mit einem ziemlich großen, wilden Garten, in den sich meine Mutter gleich verliebte.“ Er nahm wieder einen großen Bissen und nahm dann kurz sein Handy, um Sam ein Foto zu zeigen.
Nun doch neugierig werdend, blickte Sam auf das Handy und grinste dann breit. "Ah, ihr habt das alte Handerson-Haus gekauft - das ist so cool, ich mag den Garten total und ich war da auch schon mal drin, etwas stöbern. Die anderen Kids und Jugendlichen fürchten das Haus, weil der alte Handerson sehr alt und komisch war ... aber daß es dort Geister geben soll, ist nur ein dummes Gerücht. Bin schon gespannt, wie es fertig renoviert aussehen wird."
„Sicher auch wunderschön, denn meine Mutter mag die Optik und alles, und ich mag es auch. Die dunkle Holzverkleidung will sie auch behalten, usw. Und hier in dem Städtchen hat das Haus noch Glück, in der Großstadt wäre es mit Spray voll, und sonstiger Müll läge darin.“ Das war oft so, und hier zum Glück nicht. „Und wenn da schon komische Leute lebten, dann passen Mom und ich ganz gut da rein.“ Jetzt lachte er und machte eine Gruselgeste.
Das ließ auch Sam leise lachen und er schüttelte grinsend den Kopf. "Du bist wirklich komisch, Luke - weißt du das ? Aber ich finde das gut." Dann fiel sein Blick allerdings auf den Salat, den Luke scheinbar überließ, und er fragte ihn leicht errötend. "Magst du das nicht mehr ?"
Luke aß langsam und er hätte noch etwas Salat gegessen - aber er sah gleich, daß Sam noch etwas vertragen konnte, und lächelte einen Moment. Er nahm sich rasch zwei Tomatenscheiben und schob seinen Salat dann zu ihm herüber. „Kannst ihn haben ... ich bin eh zu satt von dem guten Essen.“
Das ließ Sam noch ein wenig mehr erröten, doch er nahm den Salat gerne an und kratzte sich verlegen im Nacken. "Danke. Bitte sei mir nicht böse, ja ? Ich brauche sehr, sehr viel, da ich eine sehr gute Verbrennung habe und hart auf der Farm arbeite ... und ich will nicht noch mehr hier auffallen als eh schon." Denn da er sich so oder so schon die dreifache Portion nahm, fiel er schon auf, und viele hänselten ihn deshalb auch.
„Weil du so viel verdrückst ? Ich hab da nichts dagegen, und gebe auch ab. Du hast nur Muskeln und brauchst es. Du bist sicher auch schwer, aber eben nicht übergewichtig.“ Also war es wirklich okay und Luke überlegte. „Ich kann ja demnächst etwas mehr an Fleisch nehmen, dann kannst du das abbekommen.“ Er mochte den Großen wirklich, und bot es ihm auch gleich an.
Etwas, das Sam sichtbar überraschte und er wurde knallrot auf den Wangen, doch er lächelte scheu und nickte sacht. "Das ... das wäre wirklich toll, Luke. Und danke, daß du das so siehst ... ich bin wirklich schwer, letztens wog ich 128 Kilo. Aber kein Fett, nur eine angenehm dicke Hautschicht auf den Muskeln." Denn da er auch so groß war, fiel es ins Gewicht ... vor allem bei ihm, da er ein junger Drache war und auch deshalb schon mehr wog.
„Okay, ich hätte auf knapp 110 oder so gerechnet, aber wow. Trotzdem merkt man es wirklich nicht, und jeder ist anders.“ Luke hatte es wirklich etwas überrascht, aber er sah es nicht negativ. Er war nun aber auch fertig mit Essen und räumte alles soweit zusammen, daß sie es zur Abgabe tragen konnten. „Jetzt noch raus und etwas frische Luft ... und Ruhe.“ Denn hier war es doch recht laut, auch wenn es dezenter und nicht so laut wie an seiner ehemaligen Schule war.
Auch Sam wurde mit dem Salat fertig und stellte die Schale in seine eigene, räumte noch seinen Smoothiebecher weg und schulterte den Rucksack, ehe er aufstand und sein Tablett aufnahm. "Jep, das ist immer herrlich - wenn du möchtest, zeige ich dir eine ruhige Stelle, zu der keiner geht. Keine Ahnung wieso, aber da bin immer nur ich." Dann ging er ihm zu den Ablagen vor und stellte sein Tablett hinein, ehe er das von Luke aufnahm und es ebenfalls in die Ablage stellte. Erst jetzt ging er mit ihm raus und ignorierte dabei die gehässigen Bemerkungen, so gut es ihm möglich war ... auch wenn er sie alle mit seinem guten Gehör hören konnte. Draußen war es aber bedeutend angenehmer, da eine frische Brise den Parfümgestank der Mensa wegwehte und Sam drehte sich lächelnd zu Luke um, der ihm gefolgt war. "Willst du mit hin ?"
„Gern, und jetzt scheine ich wohl an dir zu kleben. Aber ich denke, wir passen als Freunde gut zusammen. So etwas merke ich irgendwie gleich, und ich hab so früher auch welche gefunden.“ Luke sprach es einfach aus, denn er fühlte sich wohl und wußte irgendwie, daß er Sam vertrauen konnte.
"Super !" Man sah dem jungen Drachen mehr als nur gut an wie er sich freute, ehe er noch ein "Du klebst doch nicht ? Und danke, ich bin auch ein guter Freund." nachsetzte. Dann ging er ihnen vor und zwei Gebäude weiter, ehe er vor einem großen Dickicht aus Gebüsch und Bäumen stehenblieb und einfach einen der Büsche vorsichtig zur Seite drückte. "Einfach hier durch - ich halte dir die Äste weg, ja ?"
„Okay ...“ Mehr sagte Luke nicht, und er schlüpfte durch die vorbeigeschobenen Äste. Aber er merkte schon, daß Sam viel Kraft haben mußte ... denn die Äste waren doch ziemlich dick, und er bekam sie gut zur Seite gedrückt. Aber der Ort war genial, und ließ Luke grinsen. „Genial, hier kommt sicher nie Jemand hin. Echt schön.“ Denn es war gut Platz, und sie waren von den Bäumen und Büschen komplett umschlossen.
"Jep - und auf den Findlingen kann man super sitzen. Die zieren sich alle so, durch die Hecken zu schlüpfen ... aber ich kann es irgendwo schon verstehen, denn die haben alle so dünne und empfindliche Haut, daß sie sich tief aufreißen und alles vollbluten. Und die Mädchen so lange Haare, daß sie hängenbleiben und dann jammern, weil sie Blätter drin haben." Auch Sam war auf die kleine Lichtung getreten und legte seinen Rucksack neben einem der Findlinge, ehe er sich streckte und das Gesicht der mild durch die Blätter scheinenden Sonne entgegenreckte, die Augen schloß und erst einmal durchatmete.
Ein Anblick, der irgendwie schön war, und Luke setzte sich vor den Findling auf den Grasboden und lehnte sich dort an. „Wirklich sehr gemütlich und ich denke, das wird dann die neue Besenkammer, wenn das Wetter hinhaut.“ Jetzt grinste er sacht und blickte zu Sam, weil der ganz sicher darauf reagierte, und rot wurde.
Und das eigentlich schon einen Herzschlag vor den Worten, da Sam nur zu gut riechen konnte, was sich Luke gerade vorstellte. Doch er erschrak trotzdem ein wenig und nahm sofort die Arme runter, ehe er sich neben Luke setzte und ihn kurz mit seiner Schulter an dessen stubste. "Mehr als nur gern - ich mag das Fleckchen und auch das Wetter spielt jetzt noch gut mit. Erst in etwa einem Monat wird es happiger, weil es mehr regnet."
Jetzt grinste Luke wieder und blickte Sam einfach an. „Jup, und im Regen dann in die Kammer. Aber Heute wohl nimmer hier - ich denke, wir kucken mal, und ich will dich auch erst noch gut kennenlernen.“
"Natürlich, Luke. Wie gesagt ... wenn du möchtest, kannst du ja mit mir mit ? Dann können wir Zeit verbringen und uns kennenlernen, Hobbys und so ... hm ?" Denn auf die Weise könnten sie sich wirklich besser kennenlernen, da Sam Satellitenempfang hatte und sie auf diese Weise auch ins Internet oder streamen konnten.
„Das Städtchen kannst du mir dann ja auch noch ein wenig zeigen. Wir sind erst ne Woche hier, aber ich kam kaum raus aus dem Haus wegen dem Einrichten der Räume, die gehen. Obwohl ich denke, wirklich viel gibt es hier nicht zu sehen, wenn es keinen Club, usw, gibt. Und was Musik angeht - ich denke, meine kommt hier nicht so an.“ Jetzt grinste Luke wieder, denn hier war es sicher auch noch ziemlich altbacken.
"Ganz ehrlich ? Hier ist überhaupt nichts, das interessant wäre. Gut, es gibt eine kleine Bibliothek, doch da sind die Bücher sehr ausgesucht und nichts, das anstößig wäre - auch Zeitschriften bekommt man hier nur, wenn man sie sich per Post schicken läßt. Musik eben Kirchliches oder Standardtänze, aber auch da nichts, das etwas leidenschaftlicher oder wilder wäre. Die nächste Disco ist zwei Stunden Fahrtweg von hier entfernt - aber die ist wenigstens richtig gut, die haben tolle Musik und man kann sich dort gut austoben. Wenn Jemand was anderes als das hier haben will, zieht er weg - auch meine Mom zog weg, sie mußte nur wieder zurück, als mein erster Pops starb. Aber mein zweiter Pops ist auch super, durch die Satellitenschüssel haben wir alles aus der Stadt und da Niemand in der Nähe der Farm ist, weiß es auch keiner." Bei dem Letzteren grinste Sam breit, denn es war in gewisser Hinsicht eine kleine Rebellion, auch wenn es Niemand wußte.
Allein zu hören, wie weit die gute Disco weg war ließ Luke leise schnaufen, und er rieb sich kurz ein wenig im Nacken. „Oh, Mann ... ich weiß echt nicht, warum Mom hierher wollte. Wir sind nicht mal so christlich und ich weiß nicht, wie lange sie es hier auch aushalten wird. Ich werde nach der Schule auf jeden Fall wieder in die Stadt gehen, ich kann hier nicht leben. Aber ich denke, Mom braucht einfach das Friedliche hier.“ Das war seine Vermutung.
"Ehrlich ? Denke ich auch ... denn es ist wirklich friedlich hier. Es gibt nur wenig zu tun im Krankenhaus, meist sind es nur kleinere Verletzungen oder Geburten. Gerade, wenn sie vorher in der Großstadt war, das muß Streß pur gewesen sein ... hier ist alles herzlicher und persönlicher, das tut ihr bestimmt sehr gut." Zumindest hoffte Sam das und er lehnte sich an den Findling, blickte nach oben durch die Äste und lächelte, als er ein Schwalbenpärchen am Himmel sah. "Wenn ich ehrlich bin - ich weiß auch nicht, ob ich hierbleibe. Pops braucht mich zwar auf der Farm, aber er wird bald zwei weitere Männer einstellen, dann kann ich vielleicht auch weg. Im Augenblick sorge ich mich eher um den Abschluß, denn ich brauche einen guten Abschluß, wenn ich in der Stadt einen guten Job bekommen will. Hier wäre es kein Problem, da ich ja bei Pops arbeiten könnte, aber in der Stadt ist man als Landei so oder so schlechter dran."
Auch Luke war noch entspannt angelehnt, und hörte erstmal ruhig zu und antwortete dann. „Also wenn der Unterricht so bleibt, dann werde ich wohl überall ne eins bekommen. Ich hab das schon durch, was hier gelehrt wird, und kann dir dann helfen. Schon in den ersten Stunden habe ich mich fast gelangweilt.“ Luke war nicht hochintelligent, aber er hatte immer gut aufgepaßt ... und das hier würde er im Schlaf machen. „Und in der Großstadt, da muß man kein Genie sein. Welchen Job hast du denn im Kopf ?“
"Äh ... das ist ja mein Problem. Ich brauche einen Job, wo ich hart arbeiten kann - ich habe viel Kraft, und bin ja groß. Also werde ich höchstwahrscheinlich in den Bau oder so gehen, denn in der Stadt brauchen sie keinen Holzarbeiter. Aber ich bin noch nicht sicher, das entscheidet sich alles nächstes Jahr, wenn ich kurz vor den Prüfungen stehe. Aber ehrlich ? Wie kannst du den Stoff der letzten Klasse schon gehabt haben, das ist doch in ganz Amerika gleich ?" Das war etwas, das Sam nicht ganz verstand und er hoffte, daß Luke es ihm erklärte und ihm nicht böse war, daß er so etwas persönliches fragte.
Jetzt wurde Luke doch zum ersten Mal verlegen, und rieb sich wieder im Nacken. „Nun - ich wiederhole das Jahr hier nochmal. Ich hab die Abschlussprüfung nicht gemacht, und zwei Monate vorher war ich etwas zurückgezogen.“ Denn da war sein Vater gestorben und er hatte sich verkrochen, aber auch versucht, für seine Mutter da zu sein. „Aber ich hab soweit alles gelernt, daher kann ich das hier im Schlaf nochmal machen.“
Natürlich roch Sam, daß etwas passiert sein mußte, das Luke großen Schmerz bereitete ... und er sah es auch an dem kurzzeitigen Verdunkeln der grünen Augen seines Freundes. Doch Sam fragte trotz seiner Sorge nicht nach und nickte nur, ehe er sanft lächelte und ihm antwortete. "Ah, dann ist alles klar ... vielleicht kannst du mir ja zwischendurch helfen ? Gerade Mathe ist für mich schwer, ich verstehe vieles nicht so schnell wie Andere."
„Mathe ist ja auch nicht Jedermanns Sache. Aber ich helfe dir und zeig dir die Eselsbrücken, die mir beigebracht worden sind, denn auch bei Mathe gibt es einige.“ Luke bot es an und horchte dann auf, denn die Glocke für das Pausenende war zu hören. „Und nun ab in den Sport.“ schnaubte er und stand geschmeidig auf, um gleich danach seinen Rucksack aufzuheben.
Auch Sam war aufgestanden und schulterte seinen Rucksack, ehe er leise seufzte und schließlich schief lächelte, während er Luke die Büsche zur Seite drückte. "Für dich wird es leichter werden, Luke ... und ich hoffe, du hast Spaß. Wie gesagt, die Baseballer sind nett ... auch der Coach, er ist nicht so streng wie der Footballcoach."
„Nun - mal sehen, und jetzt auf in den Kampf.“ Denn Luke ahnte, daß die Footballspieler auch dort waren und sicher versuchten, sich heimlich zu amüsieren, und alle soweit wie möglich fertigzumachen. Aber es war nur ein kleiner Verdacht und ob Luke richtig lag, würde sich bald zeigen.
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